Herausforderung Wochenbett. Ein Interview mit Clara Teschner.

Das Wochenbett ist die ganz besondere Zeit nach der Geburt, die viele Frauen beziehungsweise Paare häufig als eine Art „Bubble“, eine Blase weit weg vom Alltag empfinden. Viel Nähe, viel Kuscheln, das Baby kennenlernen und als Familie zusammenwachsen zeichnen diese Tage und Wochen aus. Gerade wir Mütter fühlen uns von den vielen neuen körperlichen und emotionalen Veränderungen und Entwicklungen dabei häufig besonders weich und verletzlich. Darum ist es wichtig, dass wir unsere Unsicherheiten, unsere Gefühle und Gedanken in Worte fassen, und unser Umfeld uns mit viel Geduld, Verständnis und Liebe unterstützt. 

Aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen im Wochenbett gründete Clara Teschner myclarella.com © Clara Teschner

Ich freue mich sehr, mit Clara Teschner – Gründerin von MyClarella.com – über das Thema Wochenbett – und die damit verbundenen Herausforderungen – zu sprechen.

Kirsten: Liebe Clara, du stehst dafür ein, Frauen die Zeit im Wochenbett komfortabler, würdevoller, entspannter und ehrlicher zu gestalten. Wie ist es dazu gekommen, dass du dich dafür so engagierst?

Clara: Der Grund dafür sind meine eigenen Erfahrungen, die ich vor zwei Jahren im Wochenbett gemacht habe. Ich war zu dem Zeitpunkt 26 Jahre alt und hatte mich mit so ziemlich allen Themen rund um die Schwangerschaft und Geburt beschäftigt – von „Geburtsverletzung” über „Hebamme suchen” bis „Stillen” war alles dabei. Was ich aber überhaupt nicht auf dem Schirm hatte – auch weil niemand in meinem Umfeld darüber gesprochen hatte – war das Thema Wochenbett. Alles drehte sich immer nur um die Zeit bis zur Geburt.

Kirsten: So, als ob danach alles wie von selbst läuft und die junge Mutter sich mit nichts mehr auseinandersetzen muss …

Clara: Genau! Und bei mir war eben die Geburt selbst schon ziemlich dramatisch und kompliziert und keine besonders schöne Erfahrung. Dann folgte die Zeit des Wochenbettes – auch alles andere als besonders schön. Eher „besonders stressig, enttäuschend und nervenraubend”. 

Kirsten: Wie äußerte sich das?

Clara: Ich war mit meinem Sohn – aufgrund von Komplikationen – immer noch im Krankenhaus und spürte sehr deutlich, in welcher anstrengenden Umbruchphase ich mich befand. Sowohl mit meinem Körper als auch mit meiner Psyche passierte so viel! Ich fragte mich immerzu: „Warum spricht da eigentlich niemand im Vorfeld drüber?” Da prasseln plötzlich so viele Themen, Stimmungen, Sorgen und Verwirrungen auf einen ein, über die man vorher praktisch nichts erfährt.

Diese körperlichen und seelischen Aspekte waren die eine Seite des Themas Wochenbett, die mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Auf der anderen Seite war ich regelrecht schockiert über die Produkte, denen ich „ausgesetzt” war: von billigen Plastikbechern (zum Spülen des Wochenflusses) bis hin zu Netzunterhosen war alles dabei. 

Ich dachte immer nur: Was ist hier eigentlich gerade los? Wieso fühle ich mich eher wie eine 80-jährige im Pflegeheim als wie eine junge Frau Mitte 20, die gerade ihr Baby bekommen hat? 

Das waren alles so auftauchende Gedanken, Fragen und Emotionen, die mich immer mehr umgetrieben haben: Warum werden wir hier eigentlich nicht würdevoller behandelt? Warum sind wir über diese Zeit im Wochenbett nicht weiter aufgeklärt worden? 

Nach kurzer Zeit wurde mir dann klar, dass ich etwas dagegen unternehmen wollte.

Kirsten: Du sagtest im Vorgespräch, dass du trotz der Hebammenbetreuung von den Erfahrungen überrumpelt wurdest – körperlich und seelisch. Woran lag das deiner Meinung nach?

Clara: Das lag vor allem am reinen Zeit- beziehungsweise Hebammenmangel generell – da bestand gar nicht die Möglichkeit, ausführlicher über die Zeit nach der Geburt zu sprechen. Da kann ich „meiner” Hebamme persönlich auch gar keinen Vorwurf machen. 

Dazu kam dann auch noch, dass die Praxis in einem Schichtsystem arbeitete, meine Hebamme in den Urlaub ging und danach einen Notfall zu versorgen hatte. In den 10 Tagen nach der Geburt, in denen ich Anspruch auf eine Hebammenbetreuung hatte, kamen somit drei verschiedene Hebammen zu mir. In den vorgegebenen Zeiten mussten wir dann erstmal eine Beziehung zueinander aufbauen, bevor wir die „üblichen” Themen klären beziehungsweise die jeweilige Hebamme mir Fragen beantwortet konnte. 

Dabei ging es eher um Standards wie „Richtiges Stillen”, „Wiegt das Baby genug?” oder „Heilen die Geburtsverletzungen gut?”. Ich selbst kam gar nicht an den Punkt, an dem ich mal länger über meine Sorgen und Bedenken hätte sprechen können. 

Das erste Treffen mit der Hebamme war etwas ausführlicher. Ich konnte dabei vor allem über mein traumatisches Geburtserlebnis und den furchtbaren Klinikaufenthalt sprechen. 

Wie gesagt – das ist überhaupt nicht ein „Fehler” der Hebammen. Das schreibe ich eher der Politik zu, dass die Hebamme nach einer halben Stunde sagt: „Ich muss jetzt los, ich werde nicht mehr bezahlt, der ganze Terminplan gerät durcheinander …”.

Kirsten: Weitere Hilfen zur Unterstützung im Wochenbett sind ja auch Doulas beziehungsweise Mütterpflegerinnen. Die waren aber für dich keine Option, oder?  

Clara: Von den Doulas wusste ich „damals” noch gar nichts – der Begriff war mir nicht bekannt. Meine Mama hat das dann später entdeckt – da war es für mich aber schon nicht mehr relevant. Das war schade, weil gerade die Wochenbett-Doula ja eine Gesprächspartnerin sein kann, die dich gerade auch psychisch unterstützt.

Ähnlich verhält es sich auch mit den Mütterpflegerinnen – die werden ja auch nicht gerade „promotet” von den Krankenkassen. Um auf solche Hilfen aufmerksam zu werden, muss man wohl leider erstmal so einen Prozess wie ich durchlebt haben, um sich dann auf die Suche nach Alternativen zu begeben und fündig zu werden – eben bei Doulas oder Mütterpflegerinnen. Aber sicherlich verändert sich das auch noch in naher Zukunft. 

Kirsten: Kommen wir mal auf den Zeitaspekt zu sprechen. Wann beginnt und wann endet die Zeit des Wochenbettes?

Clara: Die Phase des „Früh-Wochenbetts” beginnt am Tag nach der Geburt und dauert die ersten 10 Tage an. Danach folgt für sechs bis acht Wochen die „Spät-Wochenbettphase”. Diese kann jedoch bei einem Kaiserschnitt oder Komplikationen auch zehn Wochen andauern. 

Kirsten: Wenn du einer werdenden Mutter davon erzählen solltest, wie sich die Zeit des Wochenbettes so gestaltet, wie sie ihre Tage verbringt beziehungsweise welches ihre Aufgaben sind – oder eben auch gerade nicht sind – wie würdest du ihr das Wochenbett erklären beziehungsweise beschreiben?

Clara: Ich würde ihr sagen, dass die einzige Aufgabe, die sie als Mama hat, die ist, sich vor allem um sich selbst zu kümmern – um ihre Bedürfnisse und die ihres Babys. Weil sie eben alles einfach am besten erspürt in dem Moment. Also: ausruhen, regenerieren und sich auf das Baby einlassen; eine Verbindung aufbauen, der Mutterliebe alle Möglichkeiten bieten, sich entwickeln zu können. Das ist ja manchmal leichter gesagt als getan – je nachdem wie die Geburt beziehungsweise die Schwangerschaft verlief. Wir Frauen werden ja mit allerhand Klischees diesbezüglich konfrontiert – so nach dem Motto: das Baby ist da, die Mutterliebe ist auch sofort da und ich weiß ganz genau, was jetzt jeden Tag zu tun ist. Das ist natürlich nicht immer so …

Je mehr Ruhe und Entspannung man sich im Wochenbett gönnt – oder gönnen kann – umso einfacher wird es für die Frau, der natürlichen Entwicklung ihren Lauf zu geben. Dazu gehört auch, sich darüber klar zu werden, was man jetzt braucht sowie ein fürsorglicher Partner/in – oder generell Menschen, denen man sich anvertrauen möchte –, der einen so unterstützen kann, dass es einen entlastet.

Und das ist natürlich etwas, mit dem man nicht erst im Wochenbett, sondern schon früher in der Schwangerschaft beschäftigen sollte: Was tut mir gut? Was brauche ich, damit es mir gut geht? Und – ganz wichtig gerade für die Zeit im Wochenbett: Möchte ich sofort Besuch bekommen? Oder wird mir das alles schnell zu viel? Wer darf wann kommen und wen möchte ich – bei aller Liebe – vorerst lieber erstmal nicht sehen?

Kirsten: Welches sind deiner Meinung nach so die Tabuthemen?

Clara: Wir haben tatsächlich ein Brainstorming gemacht Anfang des Jahres. Das Motto war: so viele Tabuthemen wie möglich anzusprechen. Natürlich mit dem Ziel, diese damit auch ein Stück aufzulösen, zu enttabuisieren. Auf dieser Liste standen dann zum Beispiel: 

• die Traumageburt beziehungsweise traumatische Geburtserlebnisse,
• die „perfekte” Geburt – über die eine Mutter sich aber nicht zu sprechen traut,
• der veränderte Körper nach der Geburt,
• Hämorrhoiden,
• Haarausfall,
• Inkontinenz über Monate oder sogar Jahre,
• die veränderte Sexualität nach der Geburt,
• die veränderte Partnerschaft nach der Geburt
• „Mental Load” und
• „Fair Play” in der Partnerschaft.

Kirsten: Kannst du Mental Load und Fair Play näher beschrieben?

Clara: Ja, das sind Begriffe, die gerade „durch den Raum geworfen werden”. Mental Load beschreibt dabei den Umstand, dass Frauen immer eine gewisse mentale Last mit sich herumtragen – auch wenn nach außen hin alles fifty-fifty geteilt wird, der Mann auch wickelt beziehungsweise Zuhause bleibt, wenn das Kind krank ist et cetera et cetera. Dennoch tragen Frauen – gemäß der Idee des Mental Loads – immer eine gewisse mentale Last mit sich herum und sind dadurch zum Beispiel einfach erschöpfter.

Kirsten: Das ist so’n typisches Frauending, oder? Ich bin der Meinung, dass eine Frau nicht an nichts denken kann, wohingegen Männer anscheinend problemlos an gar nichts denken können. Da ist bei uns immer irgendein „Affe im Kopf“: die To-do-Liste von gestern, heute oder morgen; die Sachen, die man noch nicht so ganz „verdaut” hat und die man immer noch im Kopf „herumwälzt” …

Clara: … ja, und wenn dann noch Kinder dazukommen, fühlt man sich eben für den Haushalt, die Familie, den Urlaub – was auch immer – verantwortlich. Natürlich ist es schön, wenn der Partner beziehungsweise die Partnerin mithilft etwas durchzuführen oder auszuführen. Aber diese mentale Last bleibt ja trotzdem im Kopf. Das ist auf jeden Fall ein Riesenthema, dem wir uns von myclarella.com dieses Jahr auch noch intensiver widmen werden.

Kirsten: Und wofür steht Fair Play genauer?

Clara: Das ist eher eine strategische Seite im Zusammenhang mit Mental Load. Dabei geht es um die Frage: „Wie können wir unsere Beziehung so aufstellen, dass wir alles – gleichmäßig verteilt – stemmen können, und die  Frau sich nicht fühlt wie im Jahr 1950?” Ich kenne das selbst aus Gesprächen mit Freundinnen – ganz gleich, wie emanzipiert man in der Partnerschaft ist: Es gibt einfach immer noch Verhaltensweisen und Situationen, wo man sich fragt: „Ist das evolutionär wirklich so krass in uns drin, dass wir da aktiv drüber sprechen, streiten – was auch immer – müssen? 

Ich glaube, dass leider wir Frauen da noch eine Menge Arbeit reinstecken müssen, um Männer darüber „aufzuklären”, was in uns als junge Mutter teilweise so passiert. Da kommt dann noch ein weiterer englischer Begriff aus diesem Umfeld ins Spiel: „Postpartum Rage”. Zu Deutsch: die mütterliche Wut nach der Geburt. Die gehört mit in diesen Dunstkreis aus Angststörung oder auch postpartaler Depression hinein, wo die Partner zum Beispiel oft fragen: „Wieso bist du eigentlich immer so sauer?“

Das sind alles Themen, die auf einem lasten können und über die einfach nicht offen gesprochen wird. Aber wir sind ja dabei, das zu ändern!

Kirsten: Wir Frauen sind Meisterinnen darin, Ansprüche an uns und an unser Baby zu stellen und Erwartungen zu haben. Und in dem Augenblick, wo es an irgendeiner Stelle hakt, werden wir unzufrieden.

Clara: Klar, ja, auf jeden Fall! Dazu passt auch ein weiterer Begriff aus den USA: die „Matrescence”. In Anlehnung an den Begriff der „Adolescence” beschreibt dieser den Zeitraum, in dem große Veränderungs-/Anpassungsprozessen im Gehirn einer jungen Mutter stattfinden. Vergleichbar mit den Veränderungen, die eben in der Phase der Adoleszenz beziehungsweise Pubertät stattfinden. Nur das es sich hier eben um Neustrukturierungen handelt, die nötig sind, um sich der neuen Verantwortung gegenüber seinem Baby erfolgreich zu stellen. Und dabei kommt es eben auch zu den typischen Reaktionen wie Wutanfällen, Trauer – was auch immer.

Kirsten: Gibt es dafür auch einen adäquaten deutschsprachigen Begriff?

Clara: Die Schwesterherzen-Doulas haben hier in Deutschland den Begriff so schön mit „Muttertät” –in Anlehnung an die Pubertät – übersetzt. Und ich finde es total hilfreich, dass es dafür eine neue Begrifflichkeit gibt. Das ist ein klares, bestärkendes Zeichen für alle Frauen, die davon betroffen sind: Ihr seid nicht allein, mit dem was da gerade emotional bei euch abgeht. Das wirkt doch sehr befreiend, finde ich.

Kirsten: Ich habe dazu ja auch schon mal mit Kristina Lunemann von Babybluescoach gesprochen. Sie fasste das so passend zusammen, indem sie sinngemäß sagte: Das Baby wird geboren; und ja, dann ist man einerseits Mutter, aber man muss ja gerade emotional und psychisch auch erst in diese neue Mutterrolle reinwachsen und alles irgendwie lernen. Und dafür braucht man halt einfach Zeit. Und wenn man sich dann dieser ganzen eben genannten Hintergründe bewusst ist, dann kann man doch ganz anders und vor allem viel freundlicher mit sich selbst umgehen. 

Anstatt immer nur zu erwarten, dass alles spielend leicht von allein läuft, so wie es in vielen Social-Media-Kanälen gezeigt wird. Mehr Druck kann man sich ja nicht machen!?

Clara: Am Ende läuft es auf eine gute, offene und vor allem verständnisvolle Kommunikation – von allen Seiten – hinaus. Eine junge Mutter sollte erkennen und sich Bewusst werden, dass „etwas mit ihr passiert” – und da helfen die eben genannten Bezeichnungen sehr, wie ich finde – und dieses ihrem vertrauten, engsten Umfeld – aus wem das auch immer bestehen mag – einfach mitteilen können. 

Das sehe ich dabei in erster Linie als Bringschuld: Bedürfnisse und Veränderungen klar zu artikulieren. Gleichzeitig ist das aber genau das Problem von Mental Load (Lieblingssatz übrigens: „Du hättest doch einfach fragen können!?”): dass wir eben eine schmale Gratwanderung begehen. Auf der einen Seite steht „eigene Bedürfnisse artikulieren lernen” und auf der anderen Seite der Anspruch, eine „Gesellschaft zu formen”, die geschulter ist im Umgang mit den Veränderungen, die eine Mutter durchläuft. Leider bleibt dafür gerade im Wochenbett allerdings manchmal einfach zu wenig Zeit. 

Kirsten: Eine junge Mutter im Wochenbett muss sich diese Zeit nehmen. Um zu reflektieren und sich bewusst zu machen, dass sie auch in hohem Maße auf ihr eigenes Wohlergehen achten muss. Sonst schaukelt sich alles emotional so hoch – das Kümmern, Denken und Sorgen ums Baby, um Geschwisterkinder, um den Partner, den Haushalt, die Eltern, die Schwiegereltern … Und bevor man den Stress selbst bemerkt, merkt es vor allem auch das Baby, das wir den ganzen Tag an uns tragen. Über unseren Herzschlag, die Hauttemperatur, die schneller werdende Atmung … So spiegelt das Baby sofort unsere eigene Unausgeglichenheit. Und diese Spiegelung treibt unser eigenes Stressniveau dann ja noch weiter nach oben.

Clara: Das hat auch bei mir lange gedauert, bis ich realisiert habe: Wenn es mir gutgeht, geht es uns allen besser. Das ist natürlich ein Prozess, in den man gerade im Wochenbett hineingerät. Das kann auch sehr anstrengend sein – Stichwort Babyblues oder auch postpartale Depression oder sogar „Regretting Motherhood” – auch so ein gegenwärtig viel verwendeter Begriff. Also der Umstand, dass eine Mutter ihr Kind zwar liebt, aber gleichzeitig bereut, dass sie „das Leben” – so wie sie es vor der Schwangerschaft geführt hat – zumindest vorübergehend aufgeben muss. Das ist auch eines dieser vermeintlichen Tabuthemen.

Kirsten: Das ist auch oftmals eine sehr große Herausforderung. Man hat im Zweifelsfall eine gute Ausbildung, hat vielleicht studiert und „bis eben” noch einen Beruf, der einem Freude machte und auf verschiedensten Ebenen positiv herausforderte – und nun sitzt man da mehr oder weniger allein mit seinem Baby Zuhause, „keiner” spricht mit einem, das Baby schreit, du bist den ganzen Tag mehr oder weniger fremdgesteuert … Da kann es schon mal sein, dass „dunkle” Gedanken aufkommen, und man sich fragt: „War es das wert?”. Unabhängig von der Liebe.

Clara: Auf jeden Fall. Ich halte es grundsätzlich einfach für wichtig, dass man sich solcher möglichen Gedanken und Gefühle bewusst ist, dass so etwas kommen kann. Man darf diese Gedanken und Gefühle meiner Meinung nach nicht tabuisieren, sondern sollte Frauen – und auch ihre Partner/innen – darüber rational aufklären und dafür sensibilisieren, dass es passieren kann. Dann können alle Beteiligten im Falles eines Falles sicher besser damit umgehen. 

Kirsten: Worum sollte sich eine werdende Mutter kümmern, bevor man die Entbindungsstation in Richtung Zuhause verlässt? Das geschieht ja auch – gerade jetzt pandemiebedingt – immer schneller. Und es ist ja ein Unterschied, ob ich nach vier oder fünf Tagen nach Hause gehe – und sich vielleicht erste klitzekleine Routinen etabliert haben – oder bereits nach 12 Stunden.

Clara: Zum einen sollte man sich alles gönnen, was dazu beiträgt, dass man sich einfach so wohl wie irgend möglich fühlt. Ob das Tee ist oder besonders angenehme Unterwäsche – Hauptsache man kann sich entspannen und sich auf seine Regeneration konzentrieren. Dazu kommen Produkte, die zum Beispiel den Wundheilungsprozess beschleunigen – wie zum Beispiel unsere Kühlbinden. Die hätte ich mir in meiner Wochenbettphase schon sehr gewünscht. Ich musste noch sehr umständlich etwas selbst basteln – so aus eingefrorener Binde, Eispack und Unterhose … sehr umständlich! Oder Produkte wie unsere Intimdusche, die sehr ästhetisch und einfach zu handhaben ist und wirklich angenehm sowie wirkungsvoll säubert.

Neben dieser „materiellen” Ausstattung empfehle ich vor allem auch die rechtzeitige Organisation von Unterstützung jeder Art – sei es die Versorgung mit Essen oder das Beaufsichtigen von Geschwisterkindern. Und die rechtzeitige Klärung von Fragen, die sonst im Wochenbett tendenziell eher zu zusätzlichem – aber eben vermeidbarem – Stress führen: „Wie stellen wir uns auf, was das Thema Besuch angeht? Wie stellen wir uns auf, was das Thema Haushalt angeht?”.

Kirsten: Liebe Clara, ich danke dir sehr für dieses Gespräch und die vielen Gedankenanstöße!

Dieses Interview enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arzt- oder Hebammenbesuch in keinem Fall ersetzen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.